Page 55 - Wildstyle & Tattoo Magazin - Ausgabe 4
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weil sie glaubten seine Bilder waren Fotos
und sie sich sorgten, was genau eigentlich
die Motive waren. Er antwortete ihnen:
“Wo glauben sie habe ich diese Bilder
gemacht, in der Hölle?” Sein Bilder hatten
eine Seltsamkeit, die einen dazu brachte
immer genauer zu schauen. Manche waren
brutal, andere hatten Aliens, die durchhaft
glaubhaft waren. Aber sie waren defnitiv
nicht angenehm. Der Einfuss den seine
Kunst auf mich hatte, brachte mich dazu
so ein Künstler sein zu wollen. Ein Künstler,
der Kunst malte oder kreierte, welche einen
Einfuss hatte und einen Eindruck hinterließ,
der wohl nicht für jedermann war – aber
bedeutend für die, die Kunst als etwas
einzigartiges empfanden.
Wegen HR Giger fng ich mit Airbrush und
dem Tätowieren an und ich wollte mich
auf eine Art “Giger Stil” spezialisieren. Und
dieser Stil macht mir bis heute Spaß. Ich
habe nicht unbedingt versucht seine Kunst
zu kopieren aber ich habe den starken
Einfuss, den sie auf mich hatte auch nie
bekämpft. 27 Jahre später ist es eine ganz
andere Situation. Obwohl Gigers Kunst
immer noch als Randkunst bzw. alternativ
betrachtet wird, ist es in Wirklichkeit schon
etwas viel größeres. Eine ganze Generation
von Künstlern, Comics, Filmen und Werbung
ist schwer beeinfusst von Giger selbst oder
dem Giger Stil. Manchmal wurde es einfach
unverschämt gestohlen oder verformt
als etwas anderes. Sogar die Medizin hat
einen seiner Ausdrücke übernommen –
“biomechanisch” was soviel bedeutet wie
halb Mensch / halb Maschine. Es gibt eine
ganze Generation von Kids, die mit seiner
Kunst in Form von Tattoos herumlaufen.
Ein Stil wurde geboren aus der
biomechanischen Idee, halb Mensch, halb
Maschine und mit der Zeit ist es zu einem
eigenen Stil herangewachsen. Dieser Mann
hat eine ganze Generation von Künstlern
inspiriert – ich denke mehr, als er es sich je
selbst erwartet hätte oder ihm angenehm
gewesen wäre.
Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit seine
Galarie in Chur in der Schweiz zu besuchen.
Für mich war das eine der heißest ersehnten
Pilgerfahrten meines Lebens, die ich immer
machen wollte – ins Giger Museum zu
gehen und seine Kunst mit meinen eigenen
Augen zu sehen. Es war etwas derart
besonderes diese Stücke vor mir zu sehen
so wie sie gemalt wurden. Das ist etwas,
was in Büchern oder auf Postern verloren
geht. Schwarze Räume, die 2,5 Meter hohe
und 6 Meter breite Gemälde haben, welche
komplett die Sinne dominieren. Raum um
Raum mit beeindruckender Kunst, die aus
den Schatten heraussticht. Skulpturen von
Alien Maschinen, die in eigenen Ecken
beleuchtet sind. Ein riesiger Tisch mit
dazu passenden Sesseln, die aussehen als
wären sie für den Teufel höchstpersönlich
gemacht worden. Aus Knochen geformte
Treppengeländer – einfach alles von einem
absoluten Genie. Gegenüber der Galerie ist
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